Junge Patientin, Praxis Dr. Gedigk, Frühbehandlung

Frühbehandlung: Sanfte Unterstützung für eine gesunde Entwicklung

Beratung

Ist eine Behandlung notwendig?

Damit sich Zähne, Kiefer, Muskeln und Kiefergelenke Ihres Kindes von Anfang an harmonisch und gesund entwickeln, kann in bestimmten Fällen bereits im Milchzahngebiss eine kieferorthopädische Frühbehandlung sinnvoll sein. Ziel ist es, rechtzeitig in das Kieferwachstum einzugreifen und funktionelle Ungleichgewichte oder Fehlstellungen zu korrigieren – bevor sich bleibende Schäden entwickeln.

Mit besonders schonenden, kindgerechten Methoden unterstützen wir die natürliche Entwicklung und sorgen dafür, dass das Kieferwachstum Ihres Kindes in die richtige Richtung gelenkt wird. Auf diese Weise lassen sich oft umfangreichere spätere Maßnahmen reduzieren oder sogar vermeiden.

Ob eine Frühbehandlung in Frage kommt, klären wir gemeinsam in einem ausführlichen Beratungsgespräch. Dabei berücksichtigen wir unter anderem:

  • den aktuellen Zahnstatus (Anzahl und Zustand der Milchzähne),
  • den Schweregrad möglicher Kiefer- oder Bissfehlstellungen,
  • sowie den körperlichen und funktionellen Entwicklungsstand Ihres Kindes.

Im Regelfall beginnt eine klassische Frühbehandlung zwischen dem 5. und 6. Lebensjahr – in bestimmten Fällen kann aber auch ein früherer Beginn, etwa ab dem 3. Lebensjahr, angezeigt sein.

Typische Indikationen

Typische Indikationen für eine kieferorthopädische Frühbehandlung

  • Kreuzbiss oder Vorbiss
  • auffällige Kopfhaltung
  • häufige Infekte der oberen Atemwege
  • Kopfschmerzen unklarer Ursache
  • Artikulations- oder Sprachstörungen
  • Daumenlutschen und andere persistierende Habits
  • Zähneknirschen
  • Frontzahntraumata
  • ausgeprägter Über- oder Vorbiss

Klassisch und interdisziplinär

Klassische Frühbehandlung und interdisziplinäre Zusammenarbeit

In der klassischen Frühbehandlung – also im Rahmen der kieferorthopädischen Indikationsgruppen (KIG) – kommen je nach Befund lose Zahnspangen, funktionskieferorthopädische Geräte oder andere gezielte Maßnahmen zum Einsatz. Besonders bei komplexeren Fällen oder funktionell bedingten Symptomen legen wir großen Wert auf eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, etwa mit Kinderärzten, HNO-Ärzten, Manualmediziner, Orthopäden, Logopäden, Physiotherapeuten und Osteopathen. Diese enge Kooperation ermöglicht eine umfassende Diagnostik und ganzheitliche Begleitung Ihres Kindes.

Ergänzung durch mykie®-Konzept

Ergänzende Frühbehandlung nach dem mykie®-Konzept

Neben der klassischen Frühbehandlung bieten wir mit dem mykie®-Therapiekonzept einen zusätzlichen Ansatz an, der präventiv und ursachenorientiert arbeitet – noch bevor die formalen Kriterien der KIG greifen. mykie® richtet sich insbesondere an Kinder im Grundschulalter mit funktionellen Auffälligkeiten wie Mundatmung, falscher Zungenlage oder muskulärem Ungleichgewicht im Mundbereich.

In enger Zusammenarbeit mit myofunktionellen Therapeutinnen und weiteren Fachdisziplinen werden Ursachen frühzeitig erkannt und behandelt, bevor sie sich in dauerhaften Fehlstellungen manifestieren. Das Ziel: Platz schaffen für gesundes Wachstum – funktionell, strukturell und ästhetisch.

Bitte beachten Sie: Die klassische Frühbehandlung kann unter bestimmten Voraussetzungen von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden, sofern die Indikationsstufe dies vorsieht. Das mykie®-Konzept hingegen gehört nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung, da es auf präventive Korrektur statt symptomorientierter Behandlung setzt.

Erläuterungen

  • Kreuzbiss
    Der untere Kiefer steht seitlich oder zu weit vorn und „beißt über“ – häufig Folge eines unausgeglichenen Kieferwachstums oder funktioneller Störungen. Eine Korrektur ist wichtig, da sich der Biss sonst dauerhaft verschieben kann und eine Gesichtsasymmetrie entstehen kann.
  • Offener Biss
    Beim Zubeißen bleiben Lücken zwischen den Frontzähnen – häufig durch Daumenlutschen, Zungenpressen und falsches Schlucken verursacht. Das erschwert Kauen, Sprechen und die Zahnstellung im bleibenden Gebiss.
  • Kopfhaltung (schief oder vornüber geneigt)
    Kann ein Hinweis auf funktionelle Störungen im Kieferbereich, auf eine eingeschränkte Nasenatmung oder muskuläre Dysbalancen sein. Eine gestörte Haltung wirkt sich oft direkt auf das Kieferwachstum aus.
  • Mundatmung
    Statt durch die Nase wird dauerhaft durch den Mund geatmet. Das führt zu offenen Lippen, trockenen Schleimhäuten, häufigeren Infekten – und langfristig zu Fehlentwicklungen von Kiefer, Zähnen und Gesicht.
  • Zungenlage (falsch)
    Die Zunge liegt nicht am Gaumen, sondern ruht z. B. am Mundboden. Das beeinträchtigt den Druckausgleich im Mundraum und hemmt die gesunde Gaumen- und Kieferentwicklung.
  • Daumenlutschen / Nuckelgewohnheiten
    Wenn diese Gewohnheiten über das 3. Lebensjahr hinaus bestehen, können sie Biss und Kieferform dauerhaft beeinflussen – insbesondere durch Druck auf die Frontzähne und den Gaumen.
  • Zähneknirschen (Bruxismus)
    Geschieht häufig unbemerkt im Schlaf. Möglicher Hinweis auf Stress oder ein gestörtes Kiefergleichgewicht. Im Milchgebiss kann Zähneknirschen noch unkritisch sein, später kann es das gesunde Wachstum und die Gelenkentwicklung jedoch beeinträchtigen.
  • Sprachstörungen / Artikulationsprobleme
    Wenn Laute nicht richtig gebildet werden (z. B. Lispeln), kann das auf eine unzureichende Zungenmotorik oder Mundmuskulatur hinweisen – oft verbunden mit myofunktionellen Störungen.
  • Überbiss
    Die oberen Schneidezähne ragen deutlich über die unteren – teils angeboren, teils funktionell bedingt. Ein ausgeprägter Überbiss kann Zähne und Gelenke belasten und sollte frühzeitig abgeklärt werden.
  • Vorbiss (progene Lage)
    Die unteren Schneidezähne stehen vor den oberen. Neben funktionellen Ursachen kann auch eine familiäre Veranlagung vorliegen. Eine frühzeitige Steuerung des Wachstums kann spätere Korrekturen erleichtern.
  • Frontzahntrauma
    Verletzungen im Frontzahnbereich – etwa durch Stürze – können die Zahnstellung und den Durchbruch bleibender Zähne beeinflussen. Frühzeitige Abklärung ist wichtig für die weitere Entwicklung.